Wenn in einem Notfall die Wasserversorgung nicht mehr funktioniert, ist nicht nur Trinken, sondern auch die persönliche Hygiene betroffen. Trotzdem ist es extrem wichtig, ein Mindestmaß an Sauberkeit aufrecht zu erhalten. In Städten, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, ist Hygiene ein unverzichtbarer Schutz vor Krankheiten.

Mangelnde Hygiene führt zur Ausbreitung von Ruhr, Cholera, Typhus und ähnlichen Erkrankungen und ist somit eine der größten Gefahren für das Überleben in der Stadt. Hygiene ist aber nicht nur wichtig, um körperlich gesund zu bleiben, sondern auch für die seelische Gesundheit. Sauberkeit trägt zu unserem Wohlbefinden bei und reduziert Stress. Denken Sie nur an das gute, entspannte Gefühl, wenn man nach einem anstrengenden Tag harter Arbeit frisch aus der Dusche kommt.

Wasser und Abwasser zum Waschen

Immer wenn es ums Wasser geht, müssen zwei Aspekte berücksichtig werden: Die Versorgung mit Frischwasser und die Entsorgung des Abwassers.

Funktioniert die Wasserversorgung nicht mehr, sammeln Sie Regenwasser oder holen Sie Wasser aus einem Bach in der Nähe. Waschen Sie nicht direkt im Bach, sondern holen Sie mit Eimern oder Kanistern Waschwasser nach Hause. So bleibt der Bach sauber und auch laufabwärts können die Menschen noch Wasser entnehmen. Waschwasser muss nicht so gründlich aufbereitet werden wie Trinkwasser. Es sollte dennoch sauber sein.

Die Abwasserentsorgung in Städten erfolgt großteils mit Schwerkraft. Abwasser fließt auf Grund des natürlichen Gefälles aus dem Gebäude in den öffentlichen Kanal und dort in Richtung Kläranlage. Dafür ist meist keine elektrische Energie erforderlich. Nur in Fällen, wo ein Anschluss an das öffentliche Netz auf Grund der Höhenanlage nicht möglich ist,  muss das Abwasser gepumpt werden. Diese Anlagen stehen während eines Stromausfalls still, verfügen aber üblicherweise über ein Stauvolumen. Solange also Wasser, z.B. auch Regenwasser in Eimern, zur Verfügung steht und Sie an keiner Hebeanlage hängen können Sie Ihre Abwässer aus dem Gebäude ableiten.

Rückstau von Abwasser und eine dadurch verursachte Verunreinigung des Trinkwassers ist in Notsituationen eine große Gefahr. Im öffentlichen Kanalnetz muss das Wasser streckenweise gepumpt werden. Fallen diese Pumpen aus, können die Fallrohre in den Wohnungen, das Kanalnetz selbst und Sammelbecken eine gewisse Zeit das Abwasser aufnehmen. Sind sie voll, wird Abwasser in Flüsse abgelassen und es staut in die Wohnungen zurück. Es tritt dann in den Häusern an den tiefst gelegenen Öffnungen aus, also beispielsweise WC, Badewanne oder Dusche im Erdgeschoss. Dort beginnt es furchtbar zu stinken. Daran erkennt mann, wann die Wasserentsorgung zusammenbricht. Gefährlich ist, dass ab diesem Zeitpunkt Abwasser in die Trinkwasserleitungen überschwappen kann und dort das Trinkwasser verunreinigt. Mit Abwasser und Fäkalien verunreinigtes Trinkwasser ist hochgiftig!

Gib einen Tropfen Wasser in einen Eimer Gülle, uns Du hast ein einen Eimer Gülle. Gib einen Tropen Gülle in einen Eimer Wasser, und Du hast auch einen Eimer Gülle.

Persönliche Hygiene

Bei eingeschränkter Wasserversorgung ist auch für Waschen und Hygiene sparsamer Umgang mit Wasser gefragt. Für die Körperreinigung mit wenig Wasser ist ein Waschlappen oder ein guter Schwamm zu empfehlen. Toll ist ein Naturschwamm. Der ist angenehm auf der Haut und extrem saugfähig. Sehr praktisch sind auch Feuchttücher. Für eine schnelle Katzenwäsche reichen die alle mal.

Naturschwamm

Abbildung 1 – Naturschwamm zum wassersparenden Waschen

Lagern Sie auch ausreichend Taschentücher, Servietten und Küchenrollen ein. Natürlich für Damen auch ausreichend Hygieneartikel. Sollten Sie Kleinkinder haben, denken Sie auch an Windeln, Feuchttücher und Sabbertücher. Für Reinigung und Desinfektion sollte ausreichend Desinfektionsspray und Handreinigungsgel vorhanden sein. So können auch ohne großen Wasserverbrauch Küche und Bad sauber gehalten werden.

Toilette

Ein schwieriges Problem in Krisenzeiten ist der Gang zur Toilette. Solange die Wasserversorgung noch funktioniert, ist das kein Problem, aber was wenn nicht? Die Abwasserentsorgung funktioniert eine Zeitlang noch ohne Strom. Die ersten Tage kann man also die Toilette noch benützen, die Spülung muss dann mit Brauchwasser aus einem Eimer erfolgen. Leeren Sie dazu nach dem Geschäft ca. 5-10 Liter Wasser nach. Ist auch die Abwasserentsorgung nicht mehr möglich, müssen Alternativen zum WC gefunden werden.

Eine einfache, aber nicht ganz billige Lösung stellen Campingtoiletten dar. Diese sind gefüllt mit Chemikalien, die Geruchsbildung zumindest einigermaßen verhindern und Krankheitserreger abtöten. Campingtoiletten benötigen zwar inklusive der Chemikalien einiges an Platz für die Lagerung, erfordern aber die geringste Umgewöhnung und sind auch in der Wohnung verwendbar.

Platzsparender und kostengünstiger sind Nottoiletten aus Karton. Diese können zusammengeklappt gelagert werden, bis man sie braucht.

Die wohl einfachste Möglichkeit auch ohne Wasser eine Toilette zu betreiben ist es, einen Plastikmüllsack in die Toilette zu hängen, damit alles aufzufangen und den Müllsack dann samt Inhalt rasch zu entsorgen. Dies ist allerdings für Stadtmenschen ohne Zelturlaubserfahrung eher unangenehm. Hat Ihre Wohnung einen Balkon, können Sie den Müllsack auch in einen großen Eimer, beispielsweise einen leeren 15 Liter Farbeimer einhängen und diesen am Balkon als Toilette verwenden (siehe Beitragstitelbild). Ein Stück Schaumstoffisolierung macht das Sitzen auf dem Toiletteneimer wesentlich bequemer.

Im Freien können Sie eine Latrine graben. Eine solche Latrine löst das Problem gleich für eine größere Gruppe. Achten Sie dabei aber auf die Wahl des Standorts. Aus Gründen der Privatsphäre sollte es in einiger Entfernung zum nächsten Gebäude sein. Es darf auch nicht in der Nähe eines Baches oder anderer potenzieller Wasserquellen sein. Eine Outdoor-Latrine ist jedenfalls sehr gewöhnungsbedürftig, aus hygienischen Gründen nicht unkritisch und auch nur dann möglich, wenn ein Verlassen der Wohnung jederzeit gefahrlos möglich ist. Auf der Toilette ist man nämlich doch sehr verwundbar.

Egal, welche Variante Sie wählen, Sie sollten immer ausreichend Toilettenpapier vorrätig haben. Es gibt Vorsorgeexperten, die meinen, Toilettenpapier sei die Währung in der Krise.

Diese Vorräte für die persönliche Hygiene sollten Sie anlegen (gerechnet für eine Person für eine Reichweite von zwei Wochen):

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